Man muss ja sagen, der Andi ist meistens für sehr spezielle Auftritte bekannt. Das letzte Mal ist er, ich weiß nicht, ob er dir das erzählt hat, aus einer Torte entstiegen. Hab's gesehen. Gesehen hast du sogar. Im Internet. Im Internet. War damals spektakulär, wir haben ja ein paar Bilder. Wie war's, Andi, noch einmal rückblickend?
Heißt, oder? Für meinen Freund, für den Toni Polster, mache ich alles, aber jetzt kommt der Höhepunkt. Jetzt kommt er, begrüßt mich und schiebt mich eigentlich weg und sagt, Herzl, kannst wieder heimfahren. Danke, das kann man besser. Typisch Toni.
Aber ich bin froh, dass ich heute nochmal reinkommen habe dürfen. Heute lass uns über einen anderen Torjäger sprechen, nämlich über diesen Mann. Was hat ihn denn so ausgezeichnet? Ich habe mir das nochmal angeschaut. Er hat eigentlich überall, wo er gespielt hat, sehr viel getroffen. Nationalteam sowieso. Was war so speziell bei Jürgen Klinsmann als Spieler?
Ich glaube, wenn wir jetzt über den Toni reden und über den Jürgen, das sind genau zwei verschiedene Schulen. Der eine war mir, der 90 Minuten herumgestanden ist. Der Jürgen war der bewegliche Stürmer, der seine Gegenspieler, die Verteidiger, extrem viel beschäftigt hat. Im Strafraum waren sie beide fantastisch und der Jürgen hat halt die deutsche Mentalität in Sieges, Wille, bis zur letzten Minute alles gegeben und war als Torjäger einer der Besten seiner Zeit, ganz klar. Und kleiner Bezug zu Toni Poister. Er hat 47 Tore in der Nationalmannschaft. So viel möchte Toni Poister.
Da kämpft er jetzt drauf. Da kämpft er gerade. Total verdient. Die muss er sich holen. Unbedingt. Jetzt muss ich dich ungefähr fragen, was hat für dich den Spieler Andi Herzog ausgemacht?
Ja, also Brillanz, also technische Brillanz, ein Blick immer nach vorne. Also ich wusste immer, wo die Bälle hingehen. Also wir haben dieses eine Jahr beim FC Bayern erlebt, wurden auch Europa-Cup-Sieger, UEFA-Cup-Sieger. Und ich habe da, glaube ich, einen Rekord damals zu der Zeit mit 15 Toren in der Europa-Cup-Saison gemacht, weil er immer die Hälfte aufgelegt hat. Also wir hatten ein blindes Verständnis. Und ja, also diese Nase und diese Spielintelligenz, die haben nur ganz wenige im Weltfußball. Und die hat er gehabt.
Und deswegen habe ich ihn auch Jahre später dann gebeten, nach Los Angeles zu kommen, da noch seine Karriere ausklingen zu lassen, um den Amerikanern ein bisschen zu zeigen, wie das Fußballspiel funktioniert. Und das hat er auch klasse gemacht. Nur bin ich dann...
Wie er schon erwähnt hat, er war ein paar Monate da und ich wurde dann auf einmal Bundestrainer in Deutschland. Und dann habe ich ihn allein gelassen in Kalifornien für zwei Jahre. Das war gemein. Du bist schon seit 1998 in den USA. Was hat dich denn in die USA gezogen? Das wissen glaube ich die österreichischen... Ja, ein Ärztliche, meine Frau. Ja, ich habe meine Frau sogar in der Schweiz kennengelernt.
Nach der WM in Frankreich sind wir dann nach Kalifornien gezogen, weil da war unser Sohn Jonathan, der zu Münchner Zeit geboren war, der mittlerweile auch Torwart ist. Ja, der war da und wir mussten eine Entscheidung treffen, wo soll der Kleine aufwachsen? In der Nähe von der Familie natürlich, das heißt dann in der Nähe von meiner Familie Stuttgart.
oder in der Nähe ihrer Familie Los Angeles. Und dann habe ich gesagt, ich gehe lieber in die Sonne. Und so haben wir dann entschlossen, dass wir nach Amerika gehen. Und es war auch die richtige Entscheidung im Nachhinein. Natürlich bin ich über die Jahre hinweg viel hin und her geflogen und bin immer wieder da in Europa. Aber es war schon der richtige Zug, diesen Weg zu gehen.
Du bist ein Amerikaner. Du fühlst dich wohl in Amerika. Es hat mir immer gefallen, dass sie dich so nehmen, wie du bist.
Aber sie wünschen dir eigentlich generell immer nur das Beste. Also die fragen dich, was machst du denn gerade? Und wenn du sagst, ich bin Bäcker, habe eine Bäckerei. Also super, dann back mal schön. Und egal was du machst, sie wünschen für dich das Beste. Und ich muss mich für nichts rechtfertigen. Und das habe ich immer an ihrer Lebensweise bewundert. Und ich war schon als Jugendlicher schon oft nach Amerika alleine rüber. Und deswegen, dass wir da hängen geblieben sind, letztendlich war eigentlich keine Überraschung.
Du hast dann den Andi nach Amerika geholt. Fünf Jahre hat sie gemeinsam als Trainer gespannt, für das US-amerikanische Nationalteam zu spielen. Was gibt es für Erinnerungen speziell an diese Zeit, Andi?
Nein, es war eine wunderschöne Zeit. Ich glaube, es war eine sehr erfolgreiche Zeit. Wir haben den Goldcup gewonnen, dann waren wir Copa America im Semifinal. Es war damals die beste Platzierung von Amerika aller Zeiten. Und dann war ein absolutes Highlight natürlich auch die WM 2014 in Brasilien. Da haben wir wieder vom Goldcup, nur dass wir noch kurz dabei bleiben. Welchen Stellenwerk hat der Goldcup in Amerika? Der Goldcup ist wie die Europameisterschaft. Also der Goldcup ist praktisch für Nord- und Zentralamerika.
Das war ein besonderes Erlebnis. Und wie Andi sagte, wir durften die Copa America 2016 spielen. Mit Südamerika und Nordamerika kamen die Kaliber.
Er hat sich persönlich bei uns präsentiert. Das waren schon Erlebnisse, die waren unvergessen. Und auch die WM 2014 für uns als Außenseiter. Wir waren eine Todesgruppe mit Ghana, Portugal, Ronaldo und natürlich Deutschland.
Und nach zwei Spielen waren wir schon Tabellenerster, haben wir Ghana geschlagen. Und dann gegen Portugal in der 94. Minute haben wir das dumme 2-2 eingefangen, sonst hätten wir schon sechs Punkte gehabt und wären noch vor Deutschland gewesen. Aber dennoch sind wir in die KO-Runde eingezogen, haben Ronaldo dann aus dem Dschungel Manaos nach Hause geschickt. Und ja, das sind halt Sachen, da leben wir praktisch mit diesen Geschichten. Und Andi ist ja...
Also für uns so eine Bereicherung immer, weil er wie kein anderer Geschichten erzählen kann. Erzähl uns weiter, ich glaube ich habe dich nämlich vorher unterbrochen. Du willst über die WM noch etwas loswerden, habe ich das gedacht? Nein, weil ich es zuerst erwähnt habe, die Siegesmentalität von Jürgen oder von den Deutschen von früher. Das erste Spiel war gleich gegen Ghana und wir haben in der Halbzeit 1 zu 0 geführt und haben aber schon zwei wichtige Spieler durch Verletzungen wechseln müssen.
Und dann war gar keine zweite Halbzeit, die bessere Mannschaft hat extrem auf den Ausgleich gedrückt. Und ich bin halt gesessen und habe mir immer gedacht, 72. Minute, wenn wir das erste Spiel 1-0 gewinnen, wäre ein fantastischer Start. 75. Minute, 15 Minuten noch, vielleicht kriegen wir es drüber, hoffentlich. Dann war ungefähr 78. Minute der Ausgleich.
Und keiner im Stadion hat mehr auf einen Sieg gesetzt von der USA, bis auf den Jürgen. Der ist auf der Outlinie vorgestanden, hat sich umgedreht und hat gesagt, ist überhaupt kein Problem, wir gewinnen das Spiel noch. Und ich bin gesessen und habe ihm angeschaut und habe mir gedacht, und wie? Weil 2. Halbzeit war gar keiner die bessere Mannschaft. Dann haben wir einen Wechsel vorgenommen, einen neuen rechten Flügel rein gebracht, der hat eine Flanke reingegeben, abgeblockt. Eckball für uns, 86. Minute, 2 zu 1. Sieg für uns, gleich eine ganz wichtige Partie.
Und dann haben wir natürlich überschwänglich gejubelt und für mich war eigentlich das Wichtigste, bin zum Jürgen hin und hab gesagt, Jürgen, du bitte erklär mir jetzt eins, sag dir was. Sag ich, hast du das wirklich geglaubt? Im Stadion hat niemand damit gerechnet, dass wir das Spiel noch einmal gewinnen können, weil man einfach, das Momentum war klar auf der Seite von Ghana. Sag ich, nein, nein, da hab ich die feste Überzeugung gehabt.
Und das muss ich auch so, das kannst du nicht spielen, weil du brauchst die Authentizität, weil sonst nehmen dir das deine Spieler nicht ab. Und da hab ich mir gedacht, jetzt weiß ich noch ein Stückchen besser, was die deutsche Mentalität ist, die Siegesmentalität, weil das hab ich von früher nicht gekannt, muss ich ehrlich sagen. Ein bisschen kürzer war jetzt euer gemeinsames Gastspiel in Südkorea. Das hat nur ein Jahr ungefähr gedauert.
War ein schräges Jahr? Überhaupt nicht, nein. Das Jahr in Südkorea war fantastisch als Erlebnis, als Erfahrung, was wir dort sammeln durften. Und es kam halt zu einem abrupten Ende, weil es passierte innerhalb der Mannschaft beim Asiencup, also die Europameisterschaft Asiens.
Das war eine tolle Erfahrung. Im Januar, Februar in Katar. Als wir im Halbfinale standen und schon Australien heimgeschickt haben, Saudi-Arabien mit Manchini heimgeschickt haben, wir waren so was von top drauf. Am Abend vor dem Spiel ist es passiert, dass beim Abendessen
Und auf einmal war der gesamte Teamgeist dahin. Und wir konnten es nicht fassen, der Trainerstab konnte es nicht fassen, was ist jetzt eigentlich hier passiert. Und die Lernerfahrung war halt die, dass im Koreanischen, in ihrer Kultur, immer der Ältere recht hat. Auch wenn er Unrecht hat. Also das ist eine Kultur, die immer zum Alter hinaus gerichtet ist. Und es ist passiert, dass ein jüngerer Spieler, Kangin Lee, der bei Paris Saint-Germain spielt, den älteren Spieler Son, der bei Tottenham Hotspur Kapitän ist,
Er hat es mir gesagt. Er hat respektlos kommentiert. Er hat es sich so zum Herzen genommen, dass sie handgreiflich aufeinander los sind.
Mit dem Abendessen. Und da war dann unser Turnier erledigt. Seid ihr dazwischen gegangen? Ja, wir sind einige dazwischen gegangen. Wir haben sie dann getrennt. Wir haben dann auch mit ihnen Gespräche geführt, am nächsten Tag Gespräche geführt. Aber du konntest halt spüren, da war kein Geist mehr da, da war kein Miteinander mehr da in dem Moment, weil sie alle geschockt waren. Dann haben wir das Halbfinale verloren. Dennoch der größte Erfolg der südkoreanischen Mannschaft in den letzten 15 Jahren.
Aber in der koreanischen Kultur ist es halt so, dass dann jemand verantwortlich dafür gezeichnet wird. Und da sie ja die Spieler nach wie vor brauchen, um ins nächste Turnier zu gehen, da waren halt die Trainer dran. Und dann hieß es, wir haben es versäumt vorherzusehen, dass es zu so einem Streit kommen kann.
Ich habe zwar ein Jahr lang koreanisch studiert. Ich kann mittlerweile auch das Alphabet lesen, die Wörter lesen. Natürlich limitiert jetzt beim Wortschatz. Aber es war natürlich nicht so gut, um zu kapieren, was da inhaltlich abgeht zwischen den Spielern. Das war dann halt ein abruptes Ende. Da hat der Verband gesagt, dass der Trainerstab dafür verantwortlich gezeichnet wird. Und dann musste man halt gehen.
Es war ein sehr intensives Jahr. Es war eine Lernerfahrung, die wir alle machen durften. Andi ist meistens mit den anderen Trainern nach Europa zurück. Ich war in Malaysia und Singapur.
In England, in Deutschland, überall verstreut. Das war toll. Ich möchte keinen dieser Tage von diesem einem Jahr missen. Aber wir hätten schon gerne das Ding weitergeführt. Die Mannschaft hat eigentlich das Zeug, bei einer Weltmeisterschaft über das Viertelfinale hinweg zu kommen.
Da bin ich gespannt, wo ihr wieder landet, ob es das Duo noch einmal geben wird und auf welchem Kontinent. Ich möchte aber, wenn wir euch schon da haben, natürlich auch über aktuelle Themen mit euch reden. Ihr habt beide eine Bayern-Vergangenheit, wir haben eh schon darüber gesprochen. Jetzt ist es so, dass die Bayern nach elf Jahren zum ersten Mal nicht Meister werden. Und man hat so ein bisschen das Gefühl, früher waren die Bayern immer die Mannschaft, wo die Spieler noch besser geworden sind. Vielleicht außer dem Andi. Aber das muss man realistisch sehen. War ein schwieriges Jahr.
Jetzt ist es eher der Verein, wo die Trainer schlechter werden, hat man das Gefühl. Mit Julian Nagelsmann und Thomas Tuchl hat man eigentlich zwei herausragende deutsche Trainer abgesägt. Wie konnte das passieren aus deiner Sicht, Jürgen? Also wir beide haben ja den Verein von innen erleben dürfen als Spieler. Ich durfte ihn auch vor einem Jahr als Trainer erleben. Der FC Bayern ist
ist ein ganz, ganz spezieller Verein, der über vier, fünf Jahrzehnte aufgebaut wurde von der Generation der 70er Jahre, natürlich von Uli Hoeneß, von Sepp Maier, Gerd Müller, natürlich von Franz Beckenbauer und vielen anderen, Paul Breitner, dann Kalle Rummenigge kam dann ein paar Jahre später. Und all diese enormen Persönlichkeiten haben den Verein zu dem gemacht, was er heute ist. Der FC Bayern ist weltweit
Es ist ein einzigartiges Stadion. Es ist der reichste Klub. Es hat keine Schulden. Es ist ein einzigartiges Stadion. Es ist einzigartig. Aber es wird auch einzigartig geführt.
Ich habe es auch schon probiert. Hat knapp ein Jahr gehalten. Und habe dann halt nicht reingepasst. Aber das musst du dann auch akzeptieren, das musst du dann auch so annehmen. Und manchmal passt du in ein Umfeld rein und manchmal nicht. Beim Andi hat es sich unglaublich schwer getan. Fußballer ist...
ohne Probleme. Aber das Menschliche war halt dann so, dass es da eine Ellbogenkultur ist. In der Kabine, die ist vom Allerfeinsten. Da geht es richtig rund und da musst du auch erstmal für dich selbst gerade stehen und deinen Mann stehen. Und wenn er noch ein weiteres Jahr geblieben wäre, wahrscheinlich hätte er sich dann dem Ganzen gestellt. Ja, oder er wäre in der Nervenheilanstalt gewesen.
Es ist ein bisschen überspitzt formuliert, aber so wie es der Jürgen gesagt hat, das ist einer der drei größten Vereine auf der Welt und wenn du da hinkommst, dann wirst du mit jedem gut verstehen, das geht nicht. Erfolgsdruck, okay, mit dem muss der Sportler umgehen können, nicht mit Konkurrenzkampf musst du umgehen können damit, aber dass dann
Sachen passieren, mit denen du eigentlich nicht leicht umgehen kannst, wenn du alles homogen haben willst und alles in Ordnung. Und das war mein großer Fehler. Also ich war viel zu ruhig am Anfang, war irgendwie so ein richtiger Einzelgänger und das war im Nachhinein mein Fehler und durch das habe ich auch bei Bayern nicht so gut gespielt. Und jetzt ist es einfach so, sie wären letztes Jahr schon nicht Meister geworden, wenn Borussia Dortmund in der letzten Runde gegen Mainz den Titel verschenkt und heuer wieder nicht.
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